Unser neuer Sales Manager Johan van den Berg wird gelegentlich einen Blog zu fussballbezogenen Themen schreiben und Tipps geben. Lesen Sie hier den Blog über die sich verändernde Rolle der Torhüter.

06.11.2024
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Vom Torwart zum Libero und unverzichtbaren Spielmacher

Autor
Johan van den Berg

Zu meiner Zeit als Spieler war die Rolle des Torwarts einfach und, offen gesagt, etwas vernachlässigt. Bei den Spielbesprechungen wurden keine taktischen Überlegungen angestellt, die den Torhüter betrafen - er musste lediglich Schüsse abwehren und den Ball über das Mittelfeld schiessen. Der Torwart konnte in Ruhe ein Sandwich zu Ende essen oder darüber nachdenken, ob er lange oder kurze Ärmel tragen sollte. Solange er Schüsse abwehrte, war seine Rolle in der Mannschaft erfüllt.

Heute könnte das nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Der moderne Torwart, die auf Englisch als „Sweeper-Keeper“ bezeichnet wird, ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Aufbaus einer Mannschaft geworden und fungiert sogar als erste Angriffslinie. Trainer verbieten heute ziellose Klärungsversuche und ziehen es stattdessen vor, dass der Torhüter den Spielaufbau von hinten unterstützt und dafür sorgt, dass jeder Pass präzise und absichtlich gespielt wird. Elite-Torhüter müssen über die gleichen fußballerischen Fähigkeiten verfügenwie Feldspieler, um Rückpässe nahtlos zu verarbeiten und den Ball unter Druck zu verteilen. Da die jüngsten Regeländerungen es den Verteidigern erlauben, den Ball in ihrem eigenen Strafraum zu empfangen, ist es heute üblich, dass der Spielaufbau nur fünf Meter vor dem Tor beginnt und Torwart und Verteidiger zusammenarbeiten.

Die Entwicklung hat Torhüter wie Manuel Neuer, Ederson und Alisson Becker zu Ikonen gemacht, die diese Position neu definieren. Diese Torhüter kombinieren aussergewöhnliche Fähigkeiten im Halten von Schüssen mit ruhiger, präziser Beinarbeit, was sie zuwichtigen Spielmachern macht. Ihre Präsenz verleiht dem Spiel eine ganz neue Dimension, da sie mit schnellen, präzisen Pässen das gegnerische Pressingdurchbrechen und so Raum und Spielfluss schaffen, die es ihrer Mannschaftermöglichen, mit Leichtigkeit von der Verteidigung in die Offensive zuwechseln.

Risiko und Belohnung ausbalancieren

Der Spielstil des Torhüters birgt ein gewisses Risiko. Wenn er sich aus dem Tor herausbewegt, um Bälle abzufangen oder nach vorne zu spielen, ist er ungeschützt, und schon eine kleine Fehleinschätzung kann zu einem Gegentor führen. Ich ertappe mich immer noch dabei, dass ich den Fernseher anschreie, wenn ich den Torhüter meiner Lieblingsmannschaft in diesen gefährlichen Momenten sehe: „Schiesse den Ball nach vorne!!“ Doch die Vorteile überwiegen oft die Risiken: Ein Torhüter, der gut mit den Füssen umgehen kann, kann das gegnerische Pressing auflösen und seiner Mannschaft einen zusätzlichen Feldspieler im Spielaufbau verschaffen.

In den Profi-Akademien werden junge Torhüter heute nicht nur darauf trainiert, Schüsse zu parieren, sondern auch, den Ball unter Druck zu spielen. Wenn ein Torhüter gute Reflexe mit einer starken Ballbehandlung kombiniert, wird er es weitbringen. Ich frage mich jedoch manchmal, ob diese Konzentration auf die Beinarbeit nicht einen Preis hat: Könnte es sein, dass einige Torhüter aufgrund der Konzentration auf das Spiel von hinten heraus ihre Fähigkeit verlieren,Schüsse zu parieren? Das ist schwer zu messen, und die Meinungen sind geteilt. Vielleicht ist ein zusätzlicher Spieler in der Aufbauphase ein gelegentliches Gegentor wert.

Die Zukunftdes Torwarts: Ein neuer Standard

Die Entwicklungdes Torhüters hat unsere Erwartungen an den Torhüter neu definiert. Er ist nicht mehr die einsame letzte Verteidigungslinie, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Mannschaftstaktik, der die Rolle des Verteidigers und des Torhüters miteinander verbindet. Mit Blick auf die Zukunft wird die Nachfragenach Torhütern, die sowohl als Verteidiger als auch als Spielmacher brillieren, weiter steigen.

Wenn Sie also das nächste Mal einen Torhüter sehen, der nach vorne stürmt, um einen Pass abzufangen, einen Konter einzuleiten oder einen Ball unter Druck ruhig zuhalten, denken Sie daran: Sie sind Zeuge der neuen Ära des Torwarts. Dies ist das Zeitalter, in dem die Abwehrreihe zur Frontlinie wird, in dem der Torhüter nicht nur Tore rettet, sondern auch dazu beiträgt, sie zu erzielen.

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Interview mit einem ehemaligen Torwart

Da ich alsehemaliger Stürmer nicht viel über die Kunst des Torwarts weiss, beschloss ich, meinen guten Freund und ehemaligen Mannschaftskameraden Kerwin Hartman nachseinen Erkenntnissen und seiner Sichtweise zur Rolle des modernen Torwarts zufragen. Kerwin hat viele Jahre lang auf höchstem Amateurniveau in den Niederlanden bei v.v. Bennekom und AFC Amsterdam gespielt.

Kerwin, was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften, die ein Torhüter haben sollte? „Das Wichtigste ist immer noch das Abwehren von Schüssen. Dafür sind gute Reflexe unerlässlich. Im heutigen Spiel sieht man jedoch, dass mit guter Beinarbeit und Gelassenheitunter Druck viele Situationen, in denen Reflexe erforderlich sind, verhindertwerden können. Auch das Coaching von Mitspielern ist immer wichtiger geworden, um Torchancen zu verhindern.

Sind Sie der Meinung, dass ein Torhüter am Spielaufbau beteiligt sein sollte, oder würden Sie es vorziehen, dass er sich in erster Linie auf das Abwehren von Schüssen konzentriert, ohne sich zu sehr in die Mannschaftstaktik einzumischen? „Ich halte es auf jeden Fall für sinnvoll, den Torhüter in den Spielaufbau einzubeziehen. Das schafft mehr Passmöglichkeiten und kann den Gegner unter Druck setzen. Gleichzeitig bin ichder Meinung, dass das Hauptaugenmerk weiterhin auf den defensiven Aufgaben des Torwarts liegen sollte. Der Schlüssel liegt darin, ein Gleichgewicht zwischender Beteiligung am Spielaufbau und dem Verteidigen zu finden.

Wer war Ihr Vorbild unter den Torhütern während Ihrer Karriere, und warum? „Edwin van der Sar war immer mein Vorbild. Er hatte eine unglaubliche Ruhe und war ein Pionier im Spiel mit den Füssen, lange bevor dies zum Standard wurde. Die Art und Weise, wie er mit Drucksituationen umging, war etwas, das ich in meinem eigenen Spiel immer nachahmen wollte.“

Welche Art von Trainingsübungen haben Sie am liebsten gemacht? „Ich mag Kombinationsübungen, bei denen man den Ball erst richtig kontrollieren und dann schnell zu einem der Mittelfeldspieler zurückspielen muss. Diese Art von Übungen verbessert sowohl die Ballkontrolle als auch die Entscheidungsgeschwindigkeit, was im modernen Torwartspiel unerlässlich ist.“

Haben Sie schon einmal an einem Trainingslager im Ausland teilgenommen? Wenn ja, wo wardas, und wie haben Sie es erlebt? „Ja, ich war meistens in Spanien, Portugal und Italien. Das war immer tollfür den Teamzusammenhalt. Wir konnten mehrmals am Tag mit voller Konzentration und unter guten Bedingungen trainieren. Die Intensität und der Tapetenwechselhaben wirklich zu unserer Entwicklung als Team beigetragen.“


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